Gibt es noch „Phyllos“?

(Etwas für Anfänger)

Blattkakteen gehören zu den Kakteen, die am meisten von Pflanzenfreunden und Liebhabern in unseren Wohnungen gehalten werden. Wir sprechen von unseren Phyllos. Es handelt sich um Hybriden, deren Gattungsbezeichnung mehrfach geändert wurde und deren richtiger Name den meisten Menschen keineswegs geläufig ist. Der Einfachheit halber nennen wir sie „Phyllos“.

 

Im Jahre 1831 hatte der Berliner Professor der Botanik Heinrich Friedrich Link diesen Pflanzen mit blattartigen Trieben den Namen „Phyllocactus“ gegeben.

Phyllocacteen sind also Blattkakteen.

Haben nun diese Pflanzen überhaupt Blätter?

Eine solche Frage muss verneint werden, weil die vermeintlichen Blätter korrekterweise Triebe oder Zweige sind.

Deshalb sind Bezeichnungen wie Blattkakteen und Phyllocacteen falsch.

Sie sind im Volksmund aber eingeführt und werden deshalb weiter gebräuchlich sein.

Erst in jüngster Zeit hat sich die Wissenschaft eingeschaltet und hat Züchtungen mit solchen Namen belegt, die auf die jeweiligen Elternteile hinweisen. 

Die Einteilung zu Gattungen erfolgt nach wissenschaftlichen Erkenntnissen, die sich mehrfach geändert haben und sich auch weiter verändern können.

Botanische Arten sind solche Sorten, die in ihren Heimatländern vorkommen und nicht durch irgendwelche Kreuzungen entstanden sind. 

Werden Kreuzungen zwischen botanischen Arten durchgeführt, so werden die Gattungen der beiden Eltern den zukünftigen Namen bestimmen. Wird also eine Art der Gattung Epiphyllum zum Beispiel mit einer anderen Art der gleichen Gattung gekreuzt, so entsteht naturgemäß wieder die Gattung Epiphyllum.

Sind die Eltern jedoch zu verschiedenen Gattungen gehörend, so werden die entstehenden Hybriden nach den Gattungen der Eltern genannt, zum Beispiel Disocactus und Nopalxochia, die Hybriden nennt man Disochia. 

Bei der Registrierung von neuen Hybriden ist nun seit einiger Zeit die Angabe der Eltern unbedingt erforderlich um diese neuen Sorten gültig einzuordnen.

Die Epiphyllum Society of America hat erst spät damit begonnen, bei der Registrierung neuer Sorten auf die Herkunft zu achten. Früher wurden neue Kreuzungen überhaupt nicht registriert, so sprach man schlicht von Epiphyllum-Hybriden. Da nicht immer Aufzeichnungen der Züchter früherer Jahre vorliegen, ist heute eine Benennung nach neuer Art nicht mehr möglich. Leider fallen auch die vielen schönen Hybriden so bekannter Züchter wie Bornemann, Nicolai oder Curt Knebel darunter. 

Um solche aber auch unter einheitlichem Namen einordnen zu können, werden sie zukünftig als E p i c a c t i bezeichnet; dazu kommt der vom Züchter mitgegebene Name. Als Beispiel nenne ich Epicactus „Weißer Schwan“ von Curt Knebel.

Auch heutige Züchtungen können Epicacti sein, wenn nur bei einem Elternteil die „Vorfahren“ nicht bekannt sind. 

Mit dieser Namensgebung soll endlich die falsche, entstellende Bezeichnung Epiphyllum-Hybride, die uns ja noch ständig begleitet, abgeschafft und weltweit durch eine einheitliche Regelung ersetzt werden. Wir werden also zukünftig aus dem Gattungsnamen unserer Pflanzen die Herkunft entnehmen können. Bis jedoch solche neuen Namen bekannt und uns Liebhabern vertraut sind, wird eine geraume Zeit vergehen.

Wir wollen uns bemühen, aber „Phyllo“ ist doch leichter zu behalten.